#37: Der Nutzen von Kurzinterviews in der Workshop-Vorbereitung

AutorIn: Janine Kreienbrink | 22. November 2021 | Kategorie: Kollaboration

Wir freuen uns, wenn du diesen Beitrag teilst!

 

Warum ich mittlerweile vor jedem Workshop mit allen Teilnehmenden Kurzinterviews führe.

Im Juli 2021 schrieb ich in den CX-Hacks über einen Workshop, mit dem ich nicht zufrieden war. Meine Erkenntnis damals: Ich hatte nicht genug Zeit mit Research verbracht. Ein 10-Minuten-Gespräch vor dem Workshop mit allen Teilnehmenden hätte mir mehr über ihre persönlichen Motive, ihre Bedenken und internen Herausforderungen verraten und mir somit eine bessere Grundlage für mein Workshop-Design gegeben.

Aus diesem Versäumnis habe ich gelernt und Kurzinterviews mit allen Teilnehmenden gehören seitdem zu meinem Workshop-Design-Prozess standardmäßig dazu.

Ich bin schlichtweg überzeugt davon, dass Interviews Workshops besser machen. Deshalb möchte Sie an meiner Vorgehensweise und an meinen Erkenntnissen teilhaben lassen.

Kurzinterviews: Wie gehe ich vor

Vor den Interviews habe ich ein grobes Workshop-Konzept im Kopf. Dieses ergibt sich unter anderem aus meiner Aufgabenstellen. Dem Feinkonzept, der Zeitplanung, Ideen für Übungen usw. widme ich mich immer erst nach den Gesprächen mit den Teilnehmenden.

Die Gespräche selbst sind kurz. Ich kündige ein 10 Minuten Telefonat an und stelle drei Fragen:

  1. Was sind Ihre Erwartungen?
  2. Was ist Ihre Rolle in dem Workshop?
  3. Stellen Sie sich kurz vor, der Workshop ist vorbei und Sie denken „Die drei Stunden waren vergeudete Zeit.“ Was muss im Workshop passiert sein, damit Sie das denken?

In diesem Telefonat schreibe ich nicht selten zwei bis drei Blätter voll.

Drei Fragen und ganz viele Erkenntnisse

Ich bleibe ganz bewußt bei diesen drei Fragen und halte auch mal eine Gesprächspause aus, wenn einem Gesprächsteilnehmenden die Rolle im Workshop noch gar nicht klar ist.

Ich sammle Zitate, achte auf die Zwischentöne und kann mir so ein Bild von der allgemeinen (Unternehmens-)Situation und der persönlichen Gefühlslage machen.

Ganz bewußt achte ich auf Redewendungen. Neulich führte ich neun Interviews und in drei sprachen meine Interviewpartner davon, nicht mehr auf „diese toten Pferde setzen zu wollen“ oder fühlten sich wie in „Täglich grüßt das Murmeltier“.

Solche Bilder kann ich gut im Workshop einsetzen, um Stimmungen greifbarer zu machen.

Zitate bringen es auf den Punkt

Die Mitschriften ordne ich keiner Person zu, alle Zitate und Erkenntnisse nutze ich anonym bzw. verwende sie, um mein Feinkonzept ganz nah an den Bedürfnissen der Gruppe auszurichten.

Die Quintessenz teile ich dann mit dem Auftraggeber und nicht selten passen wir das Ziel des Workshops gemeinsam noch einmal an, weil die Herausforderungen anderer Natur sind, als vorab vermutet.

Ein weiterer Vorteil für mich: Ich lerne alle Teilnehmenden vorab kennen und kann so den Ablauf des Workshops besser einschätzen.

Ich erfahre auch häufig, was in der Vergangenheit nicht funktioniert hat und kann so weiteren Frustationen entgegenwirken oder sogar teure Fehler vermeiden.

Quintessenz: Jede Minute Interview lohnt sich

Wenn Sie einen Workshop mit zwölf Teilnehmenden planen, führen Sie 12 x 10 Minuten Interviews. Mindestens. Manchmal dauert ein Gespräch auch 20 Minuten. Mit Auswertung und Aufbereitung investieren Sie also einen halben Tag. Das ist viel Zeit, aber glauben Sie mir, jede einzelne Minute lohnt sich! Ihre Workshops werden besser werden. Näher an Ihren Teilnehmenden dran.

Last-but-not-least möchte ich Myriam Hadnes danken, die mich zu diesen Kurzinterviews inspiriert hat. Auch die Interviewfragen sind von ihr. Sie ist die Initiatorin des globalen NeverDoneBefore Festivals. Ihre Devise: Make the world a better place. One workshop at a time: https://workshops.work

In diesem Sinne: Probieren Sie es aus und bleiben Sie neugierig.